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Digital Detox - digitale Entgiftung

Aktualisiert: 29. Aug. 2021

Vor einigen Wochen begegnete mir der Begriff des "digital Detox" das erste Mal. Bis dahin kannte ich nur die Entgiftung (Detox) des menschlichen Körpers durch den Verzicht auf ungesunde Lebensmittel und Alkohol.


Als ich mich aber in das Thema einarbeitete, stellte ich fest, das ich mit dem digitalen Entgiften bereits vor vier Jahren begann. Es war also kein Neuland, wohl aber ein neuer Begriff. Heute erzähle ich euch, was digital Detox bewirken kann, welche Erfahrungen ich selbst damit gemacht habe und wie es im Alltag umgesetzt werden kann.



Bilder: Pexels - OlaDapo/nothing_ahead/samuel_silitonga


Obwohl ich kein Christ bin, starte ich jährlich mit ihnen in die Fastenzeit. 6 Wochen vor Ostern suche ich mir ein "Laster" auf dass ich in dieser Zeit verzichte. Ich finde das eine tolle Sache, denn danach gehe ich mit dem ausgewählten Thema bewusster um. Dieses Jahr verzichtete ich auf Alkohol. Vor drei Jahren war es die social media Plattform - Facebook. Das machte ich mein erstes digitales Detox, ohne es zu wissen.


Einige Wochen zuvor hatte ich bemerkt, dass mir das ständige Daddeln auf Facebook nicht mehr guttat. Ich hatte mich damals auf dieser Plattform angemeldet und naiv wie ich war, freute ich mich auf einen schönen Austausch mit der ganzen Welt, wollte von anderen lernen und viele Leute kennenlernen. Tatsächlich landete ich dann in Gruppen, in denen es heiß herging. Viel Negatives und Beleidigendes wurde veröffentlicht und dieser negative Sog zog mich mit runter. Irgendwann schaute ich dann nervös auf mein Handy und fragte mich, welche schlechten Nachrichten mich heute wohl erwarten.


Das Gefühl, eine Pause von dieser Plattform zu brauchen, wurde immer größer und so beschloss ich in der Fastenzeit darauf zu verzichten. Zuerst veröffentlichte ich einen Beitrag, in dem ich schrieb, dass ich bis Ostern kein Facebook nutzen werde. Danach löschte ich die App von meinem Handy.


Die ersten Tage waren furchtbar. Zum einen hatte ich plötzlich viel mehr Zeit und wusste nichts mit mir anzufangen, zum anderen war da die Angst, ich könnte etwas verpassen. Nach etwa einer Woche war das kein Problem mehr und ich genoss die neu gewonnene Zeit und nutzte sie für Treffen mit Freunden, las Bücher oder verbrachte Zeit mit meiner Tochter.


An Ostern dachte ich daran, die App wieder auf mein Handy zu laden. Aber ich wollte und vermisste es nicht und so lebte ich tatsächlich vier weitere Monate ohne FB. Und hatte ich etwas verpasst? Nein, nicht einer meiner Facebook-Freunde hatte meine Abwesenheit überhaupt bemerkt!


Nach dieser langen Abstinenz hat sich mein Nutzerverhalten bis heute deutlich verändert. Ich habe verstanden, dass ich mir mein eigenes Facebook erschaffen kann, indem ich nur noch schöne und interessante Themen ein "gefällt mir" gebe, indem ich nur positive Themen kommentiere und nervige Beiträge stumm schalte.

Sobald ich bemerkte, dass in einer Gruppe ein unfreundlicher Umgangston herrscht, bin ich direkt raus. Und siehe da, mein Facebook ist insgesamt freundlicher geworden!

Und obwohl ich jetzt auf mehreren social Media Plattformen bin (Instagram, LinkedIn und Xing kamen hinzu), verwende ich insgesamt weniger Zeit darauf.


Das Facebook Beispiel ist nur eine von vielen Möglichkeiten:


Varianten des digital Detox


Es gibt nicht das einzig und wahre digital Detox, sondern viele verschiedene Varianten. Es lässt sich auf die individuelle Situation anpassen. So kann man sich auf einen kleinen Teil konzentrieren, so wie ich es oben beschrieben habe. Oder man schaltet alles aus und geht mit sich selbst in Klausur.

Nach einigen anstrengenden Wochen im Job, in denen ich eine große Veranstaltung organisiert hatte, nahm ich mir eine solche Auszeit. Ich war innerlich ausgelaugt und mental erschöpft. Diese Zeit war deshalb so anstrengend, weil ich ständig in Alarmbereitschaft und ständig erreichbar war. Wie immer gab es Änderungen in letzter Minute und auch noch während der Veranstaltung. Einerseits macht mir so etwas viel Spaß, andererseits bin ich mental etwas erschöpft, sobald alles rum ist.


Also informierte ich meine Kollegen, Familie und enge Freunde, dass ich jetzt zwei Tage Handy und Laptop in die Schublade lege und nicht verfügbar bin.

"Und wenn wir dich dringend erreichen müssen?". Nun ja, meine Tochter wäre der Notfallkontakt gewesen. Mit ihren damals 15 Jahren hielt sie nichts vom digitalen Verzicht. Letztendlich gab es keinen Notfall. Dafür aber ein sehr erholsames Wochenende, aus dem ich mental erholt in die nächste Arbeitswoche starten konnte,


Vorbereitung der digitalen Auszeit


Eine gute Vorbereitung erleichtert die Detox-Kur und berücksichtigt auch Personen die sich Sorgen um machen würden, wenn man sich plötzlich nicht mehr meldet.

  1. Auf was will ich verzichten? Diese Frage steht ganz am Anfang und benennt den Verzicht ganz klar (Social Media, Handy, PC, Netflix). Dabei sollte das Ziel realistisch sein und zum eigenen Leben passen.

  2. Startzeit und Dauer festlegen und sich einen Termin setzen, wann es wieder losgehen soll.

  3. Digital Detox ankündigen. In einer Zeit, in der wir 24/7 erreichbar sind, sorgt es für Verwirrung, wenn wir uns plötzlich nicht mehr melden. Daher kurz Familie und Freunden Bescheid geben, bei Whats App die Info in den Status stellen, bei Mail-Programmen eine Abwesenheitsnotiz einstellen.

  4. Vorbereitungen, wie Apps löschen, Flugmodus einstellen usw...

  5. Eine Vertretung benennen. Eine Person, die Sie im Notfall erreichen könnte oder die Sie vertritt. Im Job machen wir das ja auch.

  6. Was will ich mit meiner neu gewonnenen Zeit anfangen? Diesen Punkt unbedingt vor dem Start klären, damit man nicht so rat- und ideenlos ist, wie ich damals beim Facebook-Detox. Man könnte eine Ideenliste erstellen, mit Dingen, die man gerne machen würde. Das ist aber keine ToDo Liste! Sonst kommen wir vom digitalen Stress schnurstracks in den Freizeitstress.

  7. Reflexion. Am Ende des Detox sollte man die Zeit reflektieren. Was habe ich erkannt, was brauche ich (noch)? Wie ging es mir in dieser Zeit und will ich in Zukunft etwas ändern?


Fazit ist der digitale Verzicht empfehlenswert?


Absolut! Gerade wenn die Nutzung sozialer Plattformen Unbehagen oder Stress verursacht, wenn man erkennt, dass man Freunde kaum noch trifft oder den Hobbys nicht mehr nachgeht, weil man sehr viel Zeit mit Internet & Co. verbringt. Es reicht ein Gefühl von Unbehagen, schlechtem Gewissen oder das die digitale Welt einen zu großen Platz in unserem Leben einnimmt.


Bei all diesen Punkten kann ein digital Detox helfen, um das Bewusstsein zu schärfen und herauszufinden, wo die Störpunkte liegen. Es kann Klarheit schaffen, für die eigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen,


Hat man noch gar keine Erfahrungen damit, eignet sich auch erst einmal ein einzelnes Thema. Man verzichtet auf die abendlichen Fernsehabende oder lässt die Computerspiele links liegen. Wichtig ist hierbei das eigene Wollen. Wenn unser Partner uns dazu drängt und man nur halbherzig bei der Sache ist, wird man die positiven Effekte vielleicht gar nicht wahrnehmen.


Ist die Entscheidung für ein Detox gefallen, macht man seinen eigenen Plan. Das ist das Schöne am digitalen Detox. Alles kann, nichts muss. Es gibt keine Vorgaben oder Checklisten. Definiere dein persönliches Thema und deinen Zeitrahmen, der gut zu dir und deinem Leben passt. Viel Spaß beim Ausprobieren!



Empfehlungen


Für die Zeit des Verzichts, braucht man keine technischen Hilfsmittel Wer danach seinen Handy- oder Medienkonsum reduzieren möchte, kann zum Beispiel die App

Cactus - Digital Detox nutzen. Diese App hilft im Alltag, wenn du nach dem digital Detox deinen Handy-Konsum reduzieren möchtest.


Unter dem Suchbegriff "digital Detox" findet man bei Amazon und Thalia zahlreiche Bücher um das Thema zu vertiefen,


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